Schematherapie
wurde von Jeffrey Young entwickelt. Die Schematherapie integriert Konzepte und Behandlungstechniken aus Bindungstheorie, Neurobiologie, Kognitiver Verhaltenstherapie, Gestalttherapie und Tiefenpsychologie.
Was ist ein Schema?
Ein Schema ist ein Muster, das neuronal in unserem Gehirn abgespeichert ist und wenn es aktiviert wird, bestimmte Gefühle, Gedanken und Verhaltensimpulse erzeugt.
„Man kann das mit dem Bild einer Klingel vergleichen. Natürlich klingelt es nur, wenn jemand draußen anläutet. Aber ohne einen funktionierenden Klingelknopf und die entsprechenden Leitungen einschließlich der Glocke würde es nicht klingeln. Es ist also wichtig, dass wir unterscheiden zwischen dem Auslöser (Klingelknopf) und unseren inneren Voraussetzungen (Leitungen), die die Reaktionen (das Klingeln) wesentlich mitbeeinflussen.“ (Eckhard Roediger)
In einer Schematherapie lernt man seine typischen inneren Muster und Reaktionen kennen um sich von negativen Mustern lösen zu können.
Ein negatives Schema entwickelt sich in der Kindheit und Jugend und wird dann im Laufe unseres Lebens immer wieder aktiviert. Kindliche Beziehungserfahrungen beeinflussen die Persönlichkeitsentwicklung. Alle Kinder haben Grundbedürfnisse nach Bindung, Sicherheit und Autonomie, realistischen Grenzen, Ausdruck ihrer Gefühle und Bedürfnisse sowie Spiel und Lustgewinn. Werden diese Bedürfnisse nicht hinreichend erfüllt, kommen Kinder in emotionalen Hochstress. Im neuronalen Netz ihres Gehirns bildet sich ein fester Verbund an Nervenzellen. Aus einem vorübergehenden Spannungszustand wird ein bleibendes Schema.
Ein Schema wirkt in mehrerlei Hinsicht. Es beeinflusst die Wahrnehmung der Umwelt im Sinne von „man sieht, was man kennt“ (Roediger), was das Schema wiederum bestätigt und die neuronalen Bahnen verfestigt.
Weil es sich immer mehr verfestigt, werden unsere Reaktionen immer unflexibler. Dies führt dazu, dass viele unserer auf Schemata beruhenden Reaktionen den Anforderungen von Situationen in unserem jetzigen Leben nicht gerecht werden.

Das Modusmodell
Ein Modus ist ein vorübergehender Erlebniszustand, in dem wir uns gerade befinden.
Die Schematherapie beschreibt als mögliche Zustände
- Gesunder Erwachsenenmodus: Konstruktive Gedanken, spürt seine Gefühle und Bedürfnisse, kann für sich sorgen, kann flexibel auf Anforderungen reagieren, sich selbst behaupten, aber auch Kompromisse eingehen
- Glücklicher Kindmodus: Gefühle von Sicherheit und Zufriedenheit z.B. bei kreativen Tätigkeiten oder in der Natur, kann genießen
- Verletzter oder wütender Kindmodus: intensive belastende Gefühle von Hilflosigkeit, Verlassenheit, Einsamkeit, Traurigkeit, Angst, Scham oder Wut
- Innerer Elternmodus („Innerer Kritiker“): Kritische, antreibende oder entwertende Gedanken und Überzeugungen über sich selbst, verinnerlichte Botschaften
- verschiedene Bewältigungsmodi
Schematherapeutische Behandlung
Ziele:
- das
Bewusstsein über verschiedene Erlebniszustände/ Modusbewusstsein
- die
Stärkung der Modi des Gesunden Erwachsenen und des Glücklichen KIndes
- die
„Entmachtung“ eines allzu strengen oder strafenden Kritikermodus
- die
Reduktion dysfunktionaler Bewältigungsmodi
- die
Versorgung des verletztes oder wütenden Kindmodus

Zentrale schematherapeutische Behandlungstechniken
sind Imaginationsübungen, Imaginatives Überschreiben (Imagery Rescripting) und
Dialoge auf mehreren Stühlen. Schematherapeutische Methoden wirken
erlebnisaktivierend. Das bedeutet, dass die Schemata und damit auch die
schmerzhaften Gefühle in der Therapiesitzung aktiviert werden ohne sie als
überwältigend zu erleben. Dies geschieht mit dem Ziel die kindlichen
Verletzungen zu versorgen und als wesentlichen Teil der eigenen Persönlichkeit
zu akzeptieren um auf dysfunktionale Bewältigungsreaktionen künftig zunehmend
verzichten zu können und im Gesunden Erwachsenenmodus handeln zu können.